… Grüne Frauensprecherin fordert Entschuldigung
Die grüne Frauensprecherin Meri Disoski fordert von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) eine Entschuldigung. „Der Bundeskanzler unterstellt einer Journalistin also sinngemäß, sie habe kein Hirn, weil sie aus der ‚Zeit‘ zitiert. Das ist völlig inakzeptabel, respektlos und verlangt nach einer Entschuldigung“, so Disoski auf Twitter.
Kurz hatte in einem Puls24-Interview der Moderatorin geantwortet: „Aber Sie haben ja ein eigenes Hirn“, weil diese den Vorwurf der „Zeit“ zitiert hatte, dass die Rhetorik des Kanzlers problematisch sei.
Kritik auch an geschnittener Version
Auch SPÖ, NEOS und Reporter ohne Grenzen übten am Donnerstag scharfe Kritik – sowohl an einer flapsigen Aussage von Kurz als auch an der Tatsache, dass diese zunächst aus dem Interview herausgeschnitten wurde: Das aufgezeichnete Gespräch ging zunächst unter anderem ohne Kurz’ Äußerung „Aber Sie haben ja ein eigenes Hirn“ auf Sendung. Erst später war das vollständige Interview online abrufbar.
Für SPÖ-Bundesgeschäftsführer Christian Deutsch ist dieser „geringschätzige und frauenfeindliche Umgangston“ gegenüber der jungen Journalistin „vollkommen inakzeptabel“. Offenbar könne Kurz mit kritischen Fragen nicht umgehen. Dermaßen „patziges und untergriffiges“ sowie „respektloses“ Verhalten sei des Amts des Kanzlers nicht würdig, stellte NEOS-Generalsekretär Nick Donig fest.
Reporter ohne Grenzen Österreich gegen Eingriffe
Dass der – von Kanzleramt und Sender zurückgewiesene – Verdacht einer Intervention im Raum steht, lässt bei Deutsch „die Alarmglocken schrillen“. Er warnte vor einem „Abdriften Österreichs in Richtung illiberaler Demokratie nach ungarischer Prägung“.
Die Präsidentin von Reporter ohne Grenzen Österreich, Rubina Möhring, nannte „solche Eingriffe in die unabhängige Arbeit von Redaktionen nicht tragbar“. Die Entscheidung, welche Interviewpassagen veröffentlicht werden, „muss immer allein bei der Redaktion liegen“, verurteilte sie „auf das Schärfste“ Versuche aus der Politik, das zu beeinflussen.